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  • Die Dinosaurier sind wieder los

    "Jurassic World" setzt auf Altbewährtes.

    Die Vision des Multimillionärs John Hammonds, des Gründers von Jurassic Park, wurde wahr: 22 Jahre nach dem Bau der Anlage ist auf der Isla Nublar in der Nähe von Costa Rica ein Erlebnispark mit lebendigen Dinosauriern entstanden: Jurassic World. Hier tummeln sich nunmehr seit fast zehn Jahren jährlich bis zu 10 Millionen Besucher um echte lebende Dinosaurier zu bestaunen. Im Mittelpunkt der Filmhandlung stehen die Brüder Zach (Nick Robinson) und Gray (Ty Simpkins), die ihre dort arbeitende Tante Claire (Bryce Dallas Howard) in dem Themenressort besuchen. Es stellt sich heraus, dass Jurassic World eine Mischung aus Vergnügungspark, Sea World und Zoo ist: Kinder dürfen auf Mini-Triceratopsen reiten, außerdem gibt es eine Mosasaurus-Fütterung, ein Streichelgehege und eine Safaritour in kugelförmigen „Gyrospheres“ mitten durch die Saurierherden. Zunächst ist vor allem der jüngere Gray von den Dinosauriern begeistert, während sein Bruder abwechselnd gelangweilt auf sein Handy schaut und mit Mädchen flirtet. Doch dann fahren die Brüder in einem der „Gyrospheres“ durch einen offen stehenden Ausgang in den gesperrten Bereich der Insel – ausgerechnet gerade dann, als eben dort einer der Dinosaurier aus seinem Gehege ausgebrochen ist.

    Das entflohene Indominus Rex (auf Deutsch etwa: unbezähmbarer König) Weibchen ist keine Art die es wirklich gegeben hat. Sie wurde von Genetiker Dr. Henry Wu (BD Wong) und seinem Team aus den Genen verschiedener Tiere erschaffen und weist Ähnlichkeit mit einem besonders großen und intelligenten T-Rex auf. Außerdem besitzt es DNA und damit Eigenschaften von Tintenfisch und Laubfrosch. Eigentlich sollte sie die neue große Attraktion von Jurassic World werden, da sich die Touristen an den normalen Tieren satt gesehen haben und daher die Besucherzahlen schrumpfen. Der muskulöse wie sanfte Verhaltensforscher Owen (Chris Pratt), der im Park für die Velociraptoren verantwortlich ist, hilft bei der Jagd nach dem entflohenen Indominus Rex und der Suche nach Zach und Gray, die das Pech hatten dem Saurier zu begegnen und nun von ihr gejagt werden. Erwartungsgemäß verläuft die Verfolgungsjagd nicht wie geplant.

    Der Film bietet mit seiner fast ausschließlich auf der Insel stattfindenden Handlung keine großen Überraschungen, enttäuscht dafür aber auch keine großen Erwartungen. Die Dinosaurier stehen im Zentrum des Interesses aller Beteiligten und sind entsprechend häufig zu sehen. Selbst die Sympathien liegen zum größten Teil bei den Echsen, denn die menschlichen Hauptdarsteller sind und bleiben eher Hollywood-Abziehbilder. Der Film ist aktionsreich inszeniert und bietet jede Menge Kämpfe, sei es Mensch gegen Saurier oder zwischen den großen Echsen selbst. Damit setzt „Jurassic World“ auf das bewährte Konzept, dass besonders gefährliche Dinosaurier möglichst viel und effektvoll töten. Die technisch gut gemachten 3D Effekte werden hauptsächlich eingesetzt um die beklemmende Nähe von überdimensionierten Dinosaurierköpfen und -füßen zuschauernah zu präsentieren. In 3D wirkt auch das Indominus Rex Weibchen gleich noch einmal furchteinflößender, wenn sie plötzlich hinter den Bäumen hervorbricht oder das Dach eines Gebäudes zerschmettert.

    Eine Vorkenntnis der „Jurassic Park“ Trilogie ist nicht nötig, um die Handlung zu verstehen. Jedoch tauchen immer wieder nostalgisch anmutende Anspielungen zu den älteren Filmen auf, wenn zum Beispiel einer der Mitarbeiter ein Shirt mit dem originalen „Jurassic Park“ – Logo trägt oder Zach und Gray mitten im Wald die ehemalige zentrale Schaltanlage aus Teil eins finden. Damit sollen wohl vor allem die Zuschauer der alten Filme bei der Stange gehalten werden, während mit den knalligen Effekten eher die nächste Generation auf die Kinositze gelockt werden sollen. Schön ist auf der anderen Seite aber anzusehen, wie sich Hollywood in dem Streifen selbst auf die Schippe nimmt, wenn die ausgebrochenen Saurier den, in den ganzen in Souvenierbuden zusammengeballten Kommerz, gründlich auseinandernehmen. Nur die Starbucksfiliale des Parks bleibt von der umfassenden Zerstörung offenbar unbehelligt.

    Abgesehen von Newcomer Chris Pratt sind bekannte Hollywoodgrößen in der Produktion eher weniger zu finden. Regie führte der relative Neuling Colin Treverrow. Steven Spielberg hingegen, der in den ersten beiden Teilen Regie geführt hat, zeigt sich in der Produktion eher im Hintergrund als „Line Producer“ verantwortlich. Von den Hauptcharakteren der ersten drei Teile, Sam Neill, Laura Dern und Jeff Goldblum ist im Übrigen keiner mehr im aktuellen Cast vertreten. Laut Regisseur Trevorrow habe es im Plot keinen Grund gegeben, die ehemaligen Protagonisten noch einmal auftauchen zu lassen. Aber auch ohne Cameoauftritte der alten Hasen wird in Hollywood offenbar erwartet, dass der Film ein Erfolg wird. Am Ende bleiben einige der Erzählstränge offen, damit „Jurassic World“ wohl den Auftakt zu einer neuen Trilogie bilden kann. Die Saurier können also jederzeit zurückkehren.

    Ab 11. Juni im Kino

    Foto und Filmverleih: Universal Pictures 

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