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    Am 10. Mai wurde der Auftakt der Kampagne „Erlebe deinen Wochenmarkt“, die sich deutschlandweit für den Erhalt und die Förderung von lokalen Märkten einsetzt, in Leipzig gefeiert.

    Zwanzig Tage hat die Woche. Das hat glücklicherweise keine Allgemeingültigkeit, bildet jedoch die Vielfalt der Leipziger Marktkultur ab. Denn an verschiedensten Orten der Stadt kann man täglich – 20 Mal pro Woche – Stände im Auf- und Abbau beobachten. Zeug*in eines eher außergewöhnlichen Markttages wurde, wer am Freitag, dem 10. Mai auf dem Marktplatz unterwegs war. Dort fand die Eröffnungsveranstaltung der bundesweiten Aktion „Erlebe deinen Markt“ statt. Diese Kampagne ist Teil der internationalen Festwochen der Gemeinschaft „Love your local market“, an der deutschlandweit insgesamt 250 Märkte teilnehmen und die seit nunmehr fünf Jahren hierzulande vertreten ist.

    Bei „Love your local market“ ist der Name Programm. Die Kampagne hat sich der Liebe zu lokalen Märkten verschrieben und stellt deren Besonderheiten und Vorzüge in den Mittelpunkt. Ihr Ziel ist es, die öffentliche Wahrnehmung von Wochenmärkten, Spezialmärkten und Markthallen zu stärken, denn diese spielen sowohl in kultureller, als auch wirtschaftlicher und sozialer Hinsicht eine wichtige Rolle für das Stadtbild. So waren eben diese Vorzüge des Wochenmarktes Thema am Freitag, als im Rahmen der Eröffnung geladene Teilnehmer*innen auf der am Marktplatz aufgestellten Bühne von Radio Leipzig diskutierten. Neben der Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke (Die LINKE) kamen Vertreter des Bundesverbandes GFI Deutsche Frischemärkte sowie des Leipziger Marktamtes ebenso zu Wort, wie ein Standbesitzer. Markt ist Herzenssache – wenn man die Essenz der Diskussion zusammenfassen müsste, wären es wohl diese.

    Geladene Teilnehmer*innen diskutierten auf der Radio-Leipzig-Bühne über das Phänomen Wochenmarkt.

    Standbesitzer*in sein, ist kein einfaches Unterfangen. Viele Regularien von Zoll und Steuerbehörde, der starke körperliche Einsatz, um den man als Standbetreiber*in nicht umhinkommt,  und ein hohes finanzielles Risiko tragen dazu bei, dass nicht alles an der Arbeit auf dem Markt so romantisch ist, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Wohl deshalb ist für den Standbesitzer Roland Schmidt klar: Wer nicht mit Leib und Seele dabei ist, wer nicht voll und ganz hinter seinem Produkt steht, der wird auf lange Sicht keinen Erfolg als Händler*in auf dem Markt haben.

    Woher also kommt die große Liebe, sowohl von Seiten der Besucher*innen, als auch der Verkäufer*innen?  Das wird sowohl in der von Radio Leipzig initiierten Diskussion als auch im Gespräch mit den Besucher*innen schnell klar: Kein Supermarkt der Welt schafft eine solche Einkaufsatmosphäre, bei der sich ein so buntes Publikum wiederfindet, bei dem sich Menschen begegnen, kennenlernen und unter freiem Himmel über den Stand mit dem günstigsten Spargel austauschen können. Für Händler*innen eignet sich der Wochenmarkt nicht nur, um alte Familientradition zu bewahren und weiterzureichen, sondern manchmal ebenso als Sprungbrett, um es mit ihren Delikatessen in die Regale größerer Lebensmittelgeschäfte zu schaffen.

    Für die Händler*innen ist ihre Arbeit oft Herzenssache.

    Auch für Besucher*innen hat der Leipziger Markt mehr als Atmosphäre zu bieten. Während eine ältere Dame erzählt, sie komme vor allem wegen der Vielfalt an Blumen, berichtet ein junges Studierendenpaar begeistert von den unschlagbaren Preisen beim Käse-Maik. Auch Nachhaltigkeit ist ein Grund, den Markt dem Supermarkt vorzuziehen, denn die meisten Produkte haben nicht nur einen viel kürzeren Transport hinter sich als Lebensmittel aus dem Supermarkt, sondern sind größtenteils auch unverpackt.

    Die Suche nach jungen Leuten in den Reihen der Besucher*innen gestaltet sich schwierig. Das überrascht, denn die oftmals günstigen Preise sollten den Markt doch gerade für Studierende attraktiv machen. Von Zeit zu Zeit in der Vorlesungspause einen Abstecher auf den Marktplatz zu machen, kann sich durchaus lohnen und gemeinsam zu einer kleinen Entdeckungstour werden. Ist man also wieder einmal auf dem Weg zu Konsum, schlingt sich die Schlange schon sichtbar durch die schmalen Gänge, und ist dann zufällig noch Dienstag oder Freitag, idealerweise zwischen 9 und 17 Uhr, so folge man dem Ruf des Wochenmarktes. Denn, wie Skadi Jennicke sagt, ist es „die Stadtbevölkerung, die entscheidet, ob der Fachhandel erhalten bleibt, oder nicht.“

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