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    Filmrezension: Barfuß in Paris

    Auf Umwegen und Irrfahrten verliert Fiona in Paris ihre Schuhe und voilá, es entsteht eine charmante Komödie. Noch dazu ist es eine bizarre Lovestory und eventuell auch ein Reiseführer für die nächste Fahrt in die Stadt der Liebe. Die Regisseure Fiona Gordon und Dominique Abel spielen die gleichnamigen Hauptrollen in ihrem Film Barfuß in Paris.

    Fiona, eine Kanadierin, soll ihrer Tante Martha (Emmanuelle Riva) helfen, nicht ins Altersheim abgeschoben zu werden. Da gibt es nur ein Problem(chen): Die rüstige Martha wohnt in Paris – ebenso wie Dom, ein Obdachloser. Die Geschichten der drei Personen verstricken sich miteinander. Ein Katz- und Mausspiel zwischen den drei Verlorenen hält den Kinobesucher auf Trapp. Denn Fiona sucht Martha, Martha flieht vor der Pflegerin und Dom verliebt sich unsterblich in Fiona und lässt sie keine Minute aus den Augen. Die Beziehungen zwischen den Dreien sind ebenso absurd wie ihr Aufeinandertreffen. An der Lebensader von Paris, der Seine, zieht Dom Fionas Rucksack aus dem Wasser, tanzt auf einem Restaurant-Boot mit ihr und Martha teilt sich ein Zelt mit Dom gleich neben der Freiheitsstatue. Wer noch verwirrt ist, ist bereits auf den Trick der Regisseure reingefallen. Sie spielen mit Überraschung und Groteske.

    Copyright 2017 Film Kino Text 3Alles ist überspitzt und theatralisch. Bereits die ersten Szenen in Kanada machen die Leinwand zur Theaterbühne. Der Zuschauer wird in ein Theater entführt und das Kino wird zu den Brettern, die die Welt bedeuten.

    Ebenso affektiert kommen auch die Charaktere daher. Als Zuschauer möchte man Fiona manchmal einen kleinen Schubs geben. Sie lebt in Kanada hinter einem Berg und ist dermaßen naiv, dass fremdschämen seitens des Kinobesuchers verständlich ist. Wie ein blinder Fisch im Wasser schlängelt sie sich durch die Metro und rues. Sie trifft dabei nie auf ihre Tante, sondern auf Dom. Ein irrwitziges Schauspiel á la Tom und Jerry entsteht. Der Zuschauer ist der einzige, der alle Zusammenhänge versteht. Es scheint fast so, als wäre er als Allwissender über dem Geschehen positioniert. Mit Spannung muss er trotz allem die nächste Biegung, die nächste Wendung, die nächste Kurve abwarten. Denn der Film ist nicht nur lustig, sondern auch spannend. Während sich die Beziehungen der drei Personen immer mehr verweben, rutscht der Besucher bestens unterhalten auf seinem Stuhl von links nach rechts.

    Die Regisseure Gordon und Abel spielen mit einem kindlichen Witz und glänzen als schrullige Charaktere. Dabei fließt die Seine als roter Faden durch die Odyssee.

    Der Film ist also ein Filmtheater. Es ist ein romantisches Bild der Stadt, das den Film dominiert. Vielleicht sollte Barfuß in Paris sogar schon als Kunstfilm gelten, denn er arbeitet mit verschiedenen Stilmitteln anderer Genres und fusioniert in einer einzigartigen Komödie. Vor allem die Zusammenführung der Handlungsstränge von Fiona, Martha und Dom ist ein wahrer Schmaus. Bis zum Finale wird es definitiv nicht langweilig.

     

    In den Kinos ab: 7. September 2017

     

    Fotos: Copyright 2017 Film Kino Text

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