Hölle in Hamburg
Zwischen Polizei und G20-Gegnern
Die Demonstration des Bündnisses „Welcome to Hell“ am Donnerstagabend hatte kaum begonnen, als sie schon wieder offiziell beendet war. Da einige der Autonomen in dem riesigen schwarzen Block ihre Gesichtsvermummung nicht ablegen wollten, verhinderte die Polizei den Start der Demo am Hamburger Fischmarkt. Polizisten rannten in die Menschenmenge, drängten Demonstranten und Pressevertreter ab und setzten Wasserwerfer und Pfefferspray ein.
Unter den Pressevertretern waren auch wir, einige Mitglieder der student-Redaktion. Als es am Fischmarkt eskalierte, wurden wir in eine Tiefgarage gedrängt. Es gab einen kurzen Moment der Panik, der durch das Kratzen des Pfeffersprays in Augen und Hals intensiviert wurde. Durch ein Treppenhaus gelangten wir wieder ins Freie. Es folgte ein recht unkoordiniertes Irren durch die Straßen. Die Polizei versuchte, die Menschen in Seitenstraßen einzukesseln. Als wir uns selbst vor einer Absperrung befanden, ließen sie sich auch durch unsere Presseausweise nicht überzeugen, uns durchzulassen. „Das ist mir Wurscht“, lautete der lapidare Kommentar eines Beamten. Wir bahnten uns daher einen alternativen Weg und fanden uns auf der Reeperbahn wieder, auf der sich eine Zahl von ungefähr 1000 Demonstranten gesammelt hatte.
Im weiteren Verlauf des Abends wurden mehrere Spontanversammlungen veranstaltet und angemeldet, jedoch wurden diese wieder und wieder von der Polizei am Weiterkommen gehindert. Gefühlte Stunden standen wir auf der Straße. Die Demonstranten reagierten mit Schmähgesängen, einigen Flaschenwürfen und mit ansonsten unserem Ermessen nach einigermaßen friedlichem Verhalten. Wenn man vom gerne verwendeten „Ganz Hamburg hasst die Polizei“ und einigen qualmenden Mülltonnen mal absieht. Die Demo, der wir uns angeschlossen hatten, rückte Stück für Stück in die Innenstadt vor. Kurz nach Mitternacht wurde sie allerdings ohne Vorwarnung durch einen Wasserwerfereinsatz in ihre Einzelteile zerlegt.
Text: Alisa Öfner und Franziska Roiderer
Fotos: Tim Wagner und Alisa Öfner
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