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    „The Light Between The Oceans“ zeigt auf brillante Weise, was elterliche Liebe ist.

    „Liebe verlangt alles“ ist der Leitspruch des Melodrams „The Light Between The Oceans“. Erzählt wird die Geschichte eines Paares, dass sich verzweifelt ein Kind wünscht. Doch was darf man aus Liebe verlangen? Dass der Partner Verbrechen begeht?

    Tom (Michael Fassbender), einen Veteran des Ersten Weltkriegs, verschlägt es als Leuchtturmwärter auf eine einsame Insel weit vor der west-australischen Küste. Er will allein sein, sein Trauma verarbeiten und Zeit zum Nachdenken haben. Doch dann lernt er Isabel (Alicia Vikander) kennen, die in einem Dorf an der über hundert Seemeilen entfernten Küste lebt. Über Jahre schreiben sie sich Briefe und verlieben sich ineinander. Sie heiraten, leben glücklich gemeinsam auf der Insel „Janus“ und wollen eine Familie gründen.

    ConstantinFilmVerleih3Isabel erleidet zwei Fehlgeburten. Noch in Trauer finden Tom und Isabel jedoch ein Boot mit einem toten Mann und einem lebenden Baby am Ufer der Insel. Das Paar beschließt, das kleine Mädchen aufzuziehen, als wäre es das eigene Kind. Sie halten die wahren Umstände ihres Nachwuchses geheim. Eines Tages trifft das Paar auf dem Festland auf eine Frau, die angeblich die leibliche Mutter des Kindes ist: Hannah Roennfeldt (Rachel Weisz) hat Mann und Kind auf See verloren, als das Boot an das Ufer von „Janus“ strandete. Tom und Isabel befinden sich nun in der Schwebe zwischen der elterlichen Liebe zu „ihrem“ Kind und dem, was Recht ist.

    Der Film mag dem einen an manchen Stellen zu schnulzig, gar zu dramatisch sein. Und doch verleiht gerade dieses erhöhte Maß an Emotionen den Fragen, denen der Film nachgeht, den richtigen Ausdruck: Wie tief muss es schmerzen, ein hoffnungsvoll erwartetes Kind zu verlieren? Was bedeutet es, ein Kind zu lieben? Wer sind die Eltern eines Kindes?

    Besonders in unser Zeitalter der Diskussionen über Adoption, künstliche Befruchtung, Leihmutterschaften und Patchwork-Familien passt „The Light Between The Oceans“. Zwar spielt die Geschichte Anfang des 20. Jahrhunderts – doch die Frage nach dem Wohl des Kindes ist bis heute aktuell geblieben.

    Regisseur Derek Cianfrance hat aus dem Buch von M.L. Stedman einen emotional-aufgeladenen Film von zwei Stunden und zwölf Minuten gemacht. In dieser Zeit darf man gerne die ein- oder andere Träne verdrücken. Und sich danach wünschen, man würde an der west-australischen Küste in einem dieser wunderbaren Holzhäuser wohnen, die Möwen kreischen und das Meer rauschen hören.ConstantinFilmVerleih2

    Zu guter Letzt: In welchen unbedeutenden Nebenrollen hat man Alicia Vikander vor 2015 versteckt? Wie aus dem Nichts stieg die 27-jährige Schwedin in die Riege der Oscar-Preisträger auf, als sie im Drama „The Danish Girl“ an der Seite von Oscar-Preisträger Eddie Redmayne seine bedingungslos liebende Ehefrau spielte. Seitdem wurde sie unter anderem in „Ex Machina“, „Im Rausch der Sterne“ und dem neuen Jason Bourne-Sequel gesichtet. Sie scheint mühelos wie ein Chamäleon von einem Ausdruck kindlicher Leichtigkeit in eine einer Beerdigung angemessene Ernsthaftigkeit wechseln zu können. Sie kann tough sein und im nächsten Moment so verletzt dreinblicken, als wäre ihr das Herz zum zehnten Mal gebrochen worden.

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    Kinostart: 8. September 2016

    Bilder: Constantin Film Verleih

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