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  • “Alles was reinpasst, kann rein”

    Leipzigs erste Tauschbude verhilft alten Dingen zu einer neuen Zukunft .

    Manchen ist sie vielleicht schon aufgefallen: ganz am östlichen Ende des Reudnitzer Lene-Voigt-Pakes steht seit April ein kleines, sehr buntes Regal mit fast täglich wechselndem Inhalt.„Lenes Tauschbude“, eine Erfindung der beiden Studenten Leo Mayatepek und Jakob Semmer. student!-Redakteurin Vanessa Gregor hat mit den beiden über das Konzept des Nehmens und Gebens und freiwilligen Tauschens gesprochen.

    student!: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, hier im Lene-Voigt-Park so eine Tauschbude aufzustellen?

    Leo: Ich hatte in der Uni ein Modul „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ und da habe ich ein paar ähnliche Projekte kennengelernt, wie Bücherläden in alten Telefonzellen zum Beispiel und wie man das in der Schule umsetzen kann. Und da dachte ich, wieso nicht schon vorher mal sowas ausprobieren.

    Jakob: Ich kenne das Konzept schon aus Köln, auch nur mit Büchern. Ich bin dann aber eher fürs Layout und Design der Bude dazu gestoßen. Da hatte ich richtig Lust drauf, die Butze zu gestalten.

    student!: Der Name verrät es schon, aber was ist der gewünschte Zweck der Bude?

    Leo und Jakob: Tauschen, tauschen, tauschen!

    student!: Zum Thema Müll und „Über“ haben, was darf rein in die Bude und was nicht?

    Leo: Das Thema Müll ist tatsächlich ein Problem, weil die Leute ja unterschiedliche Dinge schon als „Müll“ bezeichnen. Rein darf eigentlich alles, was reinpasst. Aber wir hatten zum Beispiel das Problem, dass da eines Tages mal ein Sofa stand, was eigentlich ganz cool war, aber dann hat es geregnet und niemand abgeholt und ab dann war es doch Müll. Als sich dann auch um die Bude herum immer mehr angesammelt hat, war das für die Stadt sowas wie Sperrmüll und das mussten wir alles erstmal wegräumen.

    Jakob: Eines Tages kam da ein Auto vom Grünflächen-Amt und hat den Sperrmüll mitgenommen. Da war dann erstmal Schluss. Aber im Grunde: Ja, alles was reinpasst, kann rein.

    student!: Ihr habt also die Bude für einige Zeit aus dem Park genommen, dann war sie wieder da. Gab es dafür spezielle Auflagen von der Stadt?

    Leo: Ja, es dürfen nur noch Sachen in die Bude und nicht mehr danebengelegt werden. Und dann haben wir zugesichert, dass wir mindestens einmal am Tag vorbei kommen und nach dem Rechten gucken.

    Jakob: Der Sachbearbeiter fand die Idee mit der Tauschbude auch sehr gut. Wir hatten Glück, das wir jemanden hatten, der auch mit sich reden ließ wegen der Bude. Aber sobald eben irgendwelcher Sperrmüll daneben steht, wird das eine städtische Angelegenheit, weil der Park eben der Stadt gehört und deswegen müssen wir da jetzt ein bisschen mehr aufpassen.

    student!: Es gibt das Prinzip der „Fairteiler“, so ähnlich wie eure Bude, aber Essen soll bei euch nicht heinegelegt werden, oder? 

    Jakob: Ja, eher weniger. Wir hatten einmal eine Gulasch-Tütensuppe darin, sowas ist okay. Oder wenn jemand frische Äpfel reinlegt. Die sind dann bestimmt auch schnell weg. Es stand auch mal eine leere Flasche Bier darin. Damit kann man zwar nichts anfangen, dann kam das Argument, es wären doch auch acht Cent.

    student!: Gab es bis jetzt noch andere Probleme mit der Bude?

    Leo: Wir hatten schon viel Aufkleber dran. Aber das sowas passiert, war uns klar. Das ist jetzt auch nicht so schlimm, wenn sie nicht das Logo überkleben. Ansonsten ist bisher noch nichts weiter passiert.

    student!: Wenn ich etwas nehme, muss ich auch etwas hineinlegen?

    Leo: Das ist auch ein großes Missverständnis. Man muss nicht zwingend etwas hineinlegen, um sich etwas herausnehmen zu können. Das Prinzip des Tauschens ist bei uns: Entweder man hat jetzt gerade was dabei und möchte gerne etwas geben oder man sieht etwas Schönes, dann nimmt man es sich raus. Man kann auch zwei Wochen später, wenn man was zum Geben hat, herkommen und es hineinlegen.

    Jakob: Das ist gerade das Schöne. Was einige Leute als nicht mehr brauchbar oder gar Müll bezeichnen wird von dem anderen gerade gesucht und gebraucht. Das wäre der Bestfall.

    Mehr Infos und die Homepage von der Tauschbude unter: www.facebook.com/lenestauschbude www.lenestauschbude.wordpress.com

    Foto: Lenes Tauschbude

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